 Jan Eeckhout 2024

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Explizit kitschig Jan Eeckhout zur Serie Habitate Die Bildreihe Habitate zeigt Menschen, Tiere und Pflanzen in einer künstlich wirkenden, explizit kitschigen, scheinbar paradiesischen - oder möglicherweise auch dystopischen Welt. Beim Betrachten der Natur erweckt deren Vollkommenheit, die Sinnlichkeit des Naturschönen zuweilen die Anmutung des Kitschigen. Das Vorstellungsbild, das sich in dieser Annahme zeigt, - da Natur weder kitschig, noch idyllisch, noch hässlich ist-, spiegelt unser Verhältnis zur Natur wider, entweder im Hinblick auf ihre Ressourcen, die zur profitorientierten Ausbeutung zur Verfügung stehen, oder, zu unserem ästhetischen Wohlgefallen, auf die von Verwertungsinteressen möglichst unberührte paradiesische Idylle. Die Arbeiten der Serie sind erkennbar keine abbildhafte Wiedergabe unserer realen Welt - es zeigen sich aber Bezüge zur Ambivalenz niederländischer Barockstillleben. U.a. sind Blumen im Barockstillleben Symbol vor allem der Schönheit und Jugendlichkeit, die aber bei aller Schönheit das Los des Verblühens in sich tragen. Sie sind somit auch ein Symbol der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit. Die Beschreibung der dinglichen Welt im niederländischen Barockstillleben, in der sich auch der berechtigte Stolz über die Errungenschaften der Zeit widerspiegelt, gehen auf der konnotativen Bedeutungsebene über in eine Kritik des Materialismus. Analog dazu lassen sich auch die Bilder der Habitate-Serie als Vanitas-Motiv lesen, die auf einer konnotativen Ebene über unser Verhältnis zur Natur und zur Welt reflektieren. Die Menschen in diesen Bilder sind Porträts von (jungen) Bewohnerinnen und Bewohnern des Internets. Sie wirken zumeist moderat freundlich und befinden sich in scheinbar friedlicher Koexistenz zu der sie umgebenden Umwelt. Dieser Eindruck wird u.a. auch durch die konzeptionelle Verwendung der Bedeutungsperspektive transportiert, die Größenrelationen nicht den perspektivischen Gesetzmäßigkeiten folgend räumlich / illusionistisch darstellt, sondern stattdessen die tatsächlichen Größenverhältnisse außer acht lässt und somit hier die Bedeutung der dargestellten Menschen im Verhältnis zur sie umgebenen Umwelt deutlich relativiert. Insofern befassen sich diese Arbeiten mit einer universellen und zugleich hochaktuellen Fragestellung: Was ist der Sinn unseres Daseins und was richten wir auf diesem Planeten an?